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Die Grauzone

Tim Blake Nelsons „Die Grauzone“ ist ein kompromissloser Ausflug in die Dunkelheit des Holocausts. Dieses düstere Drama beleuchtet die Geschichten der Sonderkommandos in Auschwitz-Birkenau im Jahr 1944. Sie sind Häftlinge, die einen unvorstellbaren Auftrag erfüllen müssen – die Vernichtung ihrer Mitgefangenen. Die schonungslose Darstellung lässt den Zuschauer die atemberaubende Grausamkeit des Holocausts hautnah erleben.

Die Grauzone (OmU)
  • Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
  • David Arquette, Daniel Benzali, Steve Buscemi (Schauspieler)
  • Tim Blake Nelson (Regisseur) - Tim Blake Nelson (Autor)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

In dem Film, benannt nach Primo Levis Essay „Die Grauzone“, erweckt Nelson eine erbarmungslose Welt zum Leben. Es handelt sich dabei um eine Welt, in der Moral und Ethik keinen Platz haben, sondern nur noch Überleben zählt. Durch die fesselnde Darstellung dieser Realität schafft der Regisseur einen unvergesslichen Eindruck des Grauens und der Hoffnungslosigkeit. Die Darsteller, darunter Allan Corduner, Harvey Keitel und Mira Sorvino, liefern überzeugende Leistungen ab und führen den Zuschauer tief in das Herz der Finsternis.

Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte

Die Grauzone“ wurde 2001 veröffentlicht. Regie führte Tim Blake Nelson. Er arbeitete auch am Drehbuch und der Produktion. Weitere Produzenten waren Pamela Koffler, Avi Lerner, Danny Lerner und Christine Vachon. Mit 108 Minuten Laufzeit und der Altersfreigabe FSK 16, bringt der Film die dramatischen Ereignisse rund um das KZ Auschwitz-Birkenau auf die Leinwand.

Nicht nur hinter der Kamera, sondern auch davor wirkten zahlreiche talentierte Künstler mit. Allan Corduner nahm die Rolle des Miklós Nyiszli ein. David Arquette spielte Hoffman und David Chandler stellte Rosenthal dar. Mira Sorvino schlüpfte in die Rolle der Dina, während Daniel Benzali als Schlermer und Steve Buscemi als Abramovics auftraten.

Der Film basiert auf einem Bericht von Miklós Nyiszli aus dem Jahr 1946. Sein deutscher Titel lautet „Ich war Doktor Mengeles Assistent“. Zudem dienten Tagebücher und Interviews von ehemaligen Sonderkommando-Mitgliedern als authentische Quellen. Der deutsche Kinostart war am 27. Januar 2005, passend zum 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau. Im gleichen Jahr nominierte das Festival Internacional de Cine de San Sebastián Tim Blake Nelson für den Seashell-Award. Zwei Jahre später folgte eine weitere Nominierung durch die Political Film Society.

Handlung & Story vom Film „Die Grauzone“

In den Wirren des Jahres 1944 plant eine Gruppe Sonderkommandos im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau einen Aufstand. Sie wollen mindestens eines der vier Krematorien und Gaskammern zerstören. Polnische Bürger aus einem nahe gelegenen Dorf versorgen sie mit Schusswaffen. Außerdem erhalten sie Schießpulver von weiblichen Häftlingen aus der UNIO-Munitionsfabrik. Das Schießpulver wird heimlich zwischen den Leichen der toten Arbeiterinnen ins Männerlager geschmuggelt.

Die Frauen, die das Schießpulver ins Lager schmuggeln, geraten ins Visier der Deutschen. Trotz brutaler Folter behalten sie das Geheimnis des geplanten Aufstandes für sich. Der ungarisch-jüdische Arzt Miklós Nyiszli, welcher im medizinischen Versuchslabor für den Nazi-Arzt Josef Mengele arbeitet, hat derweil andere Sorgen. Er fürchtet um die Sicherheit seiner Familie und glaubt, dass Befehle von Mengele sie vor den Gaskammern schützen könnten.

Eines Tages erreicht ein neuer Zug mit ungarischen jüdischen Häftlingen das Lager. Eine Gruppe wird in die Gaskammern geschickt. In der Gruppe bricht Panik aus. Hoffman, einer der Sonderkommandos, der Anweisungen gibt, wird von einem verängstigten Mann mit Fragen konfrontiert. In einem Anfall von Frustration schlägt er den Mann tot. Nach der Vergasung findet Hoffman ein noch lebendes junges Mädchen unter einem Berg von Leichen. Er holt sie heraus und lässt sie von Nyiszli wiederbeleben. Die Gruppe beschließt, das Mädchen im Kinderlager zu verstecken.

Der Aufstand

Doch die Versteckaktion geht schief. SS-Oberscharführer Eric Muhsfeldt stößt auf die Gefangenen und das versteckte Mädchen. Er erschießt Abramowics, einen der Häftlinge, der sich illegal in dem Raum aufhält. Nyiszli informiert Muhsfeldt über den geplanten Aufstand, ohne Details zu verraten. Muhsfeldt verspricht, das Mädchen zu beschützen, sollte der Aufstand scheitern.

Schließlich bricht der Aufstand aus. Ein Krematorium wird durch den geschmuggelten Sprengstoff zerstört. Die überlebenden Häftlinge des Sonderkommandos werden gefangen genommen und nach Löschen des Feuers hingerichtet. Das Mädchen wird gezwungen, die Hinrichtungen mitanzusehen. Anschließend wird sie zum Haupttor des Lagers gebracht, um zu fliehen. Doch bevor sie weit kommt, zieht Muhsfeldt seine Pistole und erschießt sie. Der Film endet mit einer Stimme, die das tote Mädchen rezitiert.

Fazit & Kritiken zum Film „Die Grauzone“

Tim Blake Nelsons „Die Grauzone“ wagt einen mutigen und hoffnungslosen Blick auf das Holocaust-Drama. Anstatt der traditionellen Schilderung von Tränen, Hoffnung und Überleben entscheidet sich Nelson für eine Darstellung der Menschen, die mit dem Bösen kollaborieren, um ihr eigenes Leben zu verlängern. Trotz der erschreckenden Alltäglichkeit dieser Situation wirkt sie bisweilen konstruiert. Herausragende Darstellerleistungen, insbesondere von Allan Corduner und Harvey Keitel, bereichern jedoch den Film und verleihen den Protagonisten tiefgründige Charakterzeichnungen.

Nelsons Regie zeichnet sich durch den Verzicht auf emotionale Manipulation aus. Besonders bemerkenswert ist eine Szene, in der das Sonderkommando Juden zur Gaskammer bringt, sie beraubt und einen rebellierenden älteren Mann tötet. Nelson hält sich in seiner Inszenierung zurück und lässt das Publikum die Entmenschlichung selbst erleben, ohne künstliche Verstärkungen wie Musik oder emotionale Bewertungen. Dieser Ansatz sorgt für eine entrückte Atmosphäre, die jegliches empathisches Verständnis erschwert.

Abschließend lässt sich sagen, dass „Die Grauzone“ eine unerwartete Erfahrung für diejenigen bietet, die in einem Holocaust-Film auf Hoffnung, Empathie und eine moralische Wertung hoffen. Nelsons Suche nach neuen Darstellungsweisen für das Unfassbare des Holocaust vermeidet Banalitäten und erhält damit seine erzählerische Konsequenz, auch wenn der Film dadurch in manchen Momenten außergewöhnlich kalt und verstörend bleibt. Es ist eine Darstellung, die einige Zuschauer durch ihre ungemilderte Grausamkeit abschrecken könnte.